- Herr Flórez, Sie sind der führende Rossini-Tenor der Welt, ein Tenore di grazia, wie er im Buche steht. Jetzt singen Sie in Meyerbeers "Hugenotten" den Raoul, eine Tenorpartie, die wesentlich mehr Wucht erfordert. Deutet sich da gerade ein Fachwechsel an?
- Juan Diego Flórez: Jeder um die 40 erlebt eine Veränderung, die Stimme wird etwas tiefer. Das muss aber nicht unbedingt schlecht sein. Als ich die Veränderung bemerkte, hatte ich echte Probleme, meine Stimme wiederzufinden. Jetzt habe ich meinen Weg gefunden, beides zu singen, Rossini-Rollen wie in "Donna del lago", aber auch Massenets "Werther", Gounods "Romeo", Meyerbeers "Hugenotten".
Plötzlich eine andere Stimme
Von Georg Kasch (9. November, 2016)
Er gehört zu den bekanntesten Tenören der Welt, geliebt für seine mühelosen Höhen wie für seinen Sexappeal: Juan Diego Flórez. Gerade bereitet er an der Deutschen Oper Giacomo Meyerbeers Grand opéra "Die Hugenotten" vor, die in epischer Breite und beeindruckenden Massenszenen vom Bartholomäusnacht-Massaker 1572 an den französischen Protestanten erzählt. Am Sonntag ist Premiere.
- Kriegen Sie noch Ihre hohen C?
- Wenn die Stimme in der Mittellage etwas dunkler wird, verliert man oft an Höhe. Bei mir ist das nicht so: Ich kann die "Regimentstochter" singen, die "Hugenotten" – die Raoul-Partie ist sehr hoch! Natürlich ist die Höhe jetzt anders, ein anderer Klang, aber immer noch stark. Ich bin froh, denn ich liebe Belcanto, ich liebe Rossini, aber ich liebe auch Offenbach, "Lucia di Lammermoor", "Rigoletto".